FRAUENRECHTE: UNO PRANGERT MISSBRAUCH VON FRAUENKöRPERN ALS POLITISCHES SCHLACHTFELD AN

Körperliches und seelisches Wohlbefinden von Frauen hängt noch immer zu stark von Männern ab. Sei es das Recht auf Abtreibung oder das Recht, Nein zum Sex zu sagen. Weltweit besteht zudem eine starke Ungleichheit.

Wenn es um die Gleichberechtigung in Sachen Sexualität und Fortpflanzung geht, haben Mädchen und Frauen weltweit nach wie vor mit Benachteiligung zu kämpfen. Rassismus, Sexismus und andere Formen von Diskriminierung verletzen ihr Recht auf sexuelle und reproduktive Gesundheit. Das geht aus einem Bericht des Uno-Bevölkerungsfonds UNFPA hervor. Gemeint ist damit »das uneingeschränkte körperliche und seelische Wohlbefinden in Bezug auf alle Bereiche der Sexualität und Fortpflanzung des Menschen«, wie es das deutsche Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit definiert.

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Politische Entscheidungsgremien seien zu sehr von Männern dominiert, sagte die UNFPA-Exekutivdirektorin Natalia Kanem. Frauen hätten zu wenig Mitspracherecht. Vielfach würden die Körper der Frauen als politische Schlachtfelder missbraucht, sagte sie unter anderem in Bezug auf Debatten etwa über das Recht auf Abtreibung.

»Innerhalb einer Generation haben wir die Rate der ungewollten Schwangerschaften um fast ein Fünftel gesenkt, die Müttersterblichkeitsrate um ein Drittel gesenkt und Gesetze gegen häusliche Gewalt in mehr als 160 Ländern durchgesetzt«, sagte Kanem bei der Vorstellung des Berichts. Doch der Fortschritt verlangsamt sich oder stockt in mehreren Schlüsselbereichen.

Täglich sterben 800 Frauen während der Geburt

Dem Bericht zufolge sterben rund 800 Frauen jeden Tag während der Geburt. Ein Viertel aller Frauen habe bislang nicht das Recht, Nein zu sagen, wenn ihr Partner Sex wolle, und jede zehnte Frau könne keine eigenen Entscheidungen über Empfängnisverhütung treffen. Überall seien die Ärmsten am stärksten benachteiligt: Die Hälfte der Todesfälle im Zusammenhang mit Schwangerschaft, Geburt oder Komplikationen danach entfalle auf Länder mit humanitären Krisen oder Konflikten. Das seien etwa 500 Todesfälle jeden Tag. Auch innerhalb von Ländern profitierten reichere Frauen stärker von Gesundheitsdiensten als ärmere.

»Die Welt hat keine Fortschritte gemacht, wenn es darum geht, Frauen vor vermeidbaren Todesfällen während der Schwangerschaft und Geburt zu bewahren«, sagte Kanem. Zum ersten Mal seien zudem Daten darüber gesammelt worden, ob sich die körperliche Autonomie von Frauen im Laufe der Zeit stärkt.

In 40 Prozent der Länder, in denen Informationen verfügbar sind, wird die Autonomie schwächer, weil man nicht in der Lage sei, »die am weitesten zurückgebliebenen« zu erreichen, so Kanem. In Bezug auf Verhütungsmittel, sichere Geburtsdienste, respektvolle Mutterschaftsfürsorge und andere wichtige Dienstleistungen gebe es eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Globalen Norden und Süden, Westen und Osten.

Doch selbst innerhalb dieser Regionen gebe es »Nischen der Ungleichheit«, heißt es in dem Bericht. So seien Frauen afrikanischer Abstammung in Nord- und Südamerika im Vergleich zu weißen Frauen mit einer höheren Müttersterblichkeitsrate konfrontiert. Dies würde vor allem in den Vereinigten Staaten deutlich, wo die Rate dreimal so hoch sei wie der nationale Durchschnitt. Auch Indigene und ethnische Minderheiten seien einem erhöhten Risiko im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt ausgesetzt.

Männer in der Verantwortung

UNFPA verlangt dementsprechend Programme zur Verbesserung der Situation, die sich spezifisch an die benachteiligten Frauen richten. Investitionen von 79 Milliarden Dollar (rund 74 Milliarden Euro) in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen könnten bis 2030 rund 400 Millionen ungeplante Schwangerschaften verhindern und eine Million Leben retten.

Die Rechte auf reproduktive Gesundheit sicherzustellen, sei laut Kanem eine weitere große Herausforderung. Tatsächlich liege es vor allem in der Verantwortlichkeit der Männer, »sich für die reproduktiven Rechte von Frauen und für die reproduktiven Rechte aller einzusetzen«.

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