WAS ARMFETT MIT DEM RISIKO FüR ALZHEIMER UND DEMENZ ZU TUN HAT

Chinesische Forscher haben sich mit den Verbindungen zwischen der Körperzusammensetzung und dem Risiko für neurogenerative Erkrankungen auseinandergesetzt. Dabei stellten sie einen auffälligen Einfluss von Bauch- und Armfett auf die Wahrscheinlichkeit, an Parkinson und Alzheimer zu erkranken, fest. FITBOOK geht genauer auf die Untersuchung und ihre Ergebnisse ein.

Dass Fettleibigkeit und insbesondere inneres Bauchfett (auch: viszerales Fett) potenziell gesundheitliche Gefahren mitbringt, ist inzwischen bekannt. FITBOOK berichtete kürzlich über eine Untersuchung, bei der eine mögliche Verbindung zwischen Viszeralfett und dem Risiko für Alzheimer aufgezeigt wurde.1 Wie auch etwa die Parkinson-Krankheit gehört Alzheimer zu den sogenannten neurodegenerativen Erkrankungen. Seit einer Weile rückt nun auch Armfett mehr in den Fokus medizinischer Betrachtungen. So soll Fettmasse in den Armen etwa auf eine erhöhte Bereitschaft für bestimmte Verletzung hindeuten können; FITBOOK erklärt es hier genauer. Und wie nun Forscher herausgefunden haben, gibt es offenbar auch einen Zusammenhang zwischen Armfett und der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an u. a. Alzheimer.

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Studie beleuchtet Gesundheitsrisiken durch Körperzusammensetzung

Die Studie erschien kürzlich im Journal „Neurology“, dem Fachblatt der American Academy of Neurology.2 Darin stellte das verantwortliche Forscherteam um Studienleiter Dr. Huan Song von der Sichuan-Universität die demnach oft einseitige Sichtweise auf Fettleibigkeit (Adipositas) und ihre möglichen gesundheitlichen Folgen infrage. Die Forschung habe sich lang zu oberflächlich auf den Body-Mass-Index (BMI) konzentriert, so die Studienautoren in ihrer Arbeit. Noch wichtiger aber sei es, bei der Bewertung von Gesundheitsrisiken speziell die Körperzusammensetzung, so also auch die Verteilung von Fett, zu betrachten.

Fokus auf Parkinson und Alzheimer

Hauptaugenmerk der Untersuchung lag auf den neurodegenerativen Erkrankungen Morbus Parkinson und Morbus Alzheimer. Diese beträfen mehr als 60 Millionen Menschen weltweit. Und noch gebe es für sie „kaum krankheitsmodifizierende Behandlungen“, heißt es in der Arbeit. Entsprechend bedeutungsvoll sei die Ermittlung modifizierbarer, also veränderbarer Risikofaktoren, auf die Betroffene folglich einen gewissen Einfluss nehmen können.

Vorgehen bei der Untersuchung

Dr. Huan Song und sein Team untersuchten Daten von mehr als 400.000 Probanden aus der UK Biobank, die zwischen den Jahren 2006 und 2010 in die Langzeit-Beobachtungsstudie aufgenommen wurden. Die Frauen und Männer waren zu Untersuchungsbeginn zwischen 40 und 70 Jahre alt. Informationen zu ihrem soziodemografischen Hintergrund, ihrer medizinischen Vorgeschichte sowie genetischen Veranlagungen und Details zu ihrer Lebensführung erhielten die Forscher anhand von Fragebögen. Darüber hinaus unterzogen sich die Probanden verschiedenen Untersuchungen und Messungen. Die Wissenschaftler ermittelten die Körperzusammensetzung der Studienteilnehmer, also unter anderem die Fett- und Muskelverteilung in ihrem Körper, die Menge an Armfett und daneben ihren Taillen- und Hüftumfang sowie ihre Knochendichte. Über durchschnittlich neun Jahre verfolgten sie auch etwaige akute medizinische Ereignisse der Probanden anhand offizieller Datensätze (z. B. dokumentierte medizinische Behandlungen, Krankenhausaufenthalte). Wesentlich für die Auswertung war, ob jemand von ihnen an Alzheimer oder Parkinson erkrankte.

Beobachtung: Fett offenbar abhängiger von seiner Lage schädlich

Im Verlauf der Studie stellten die Forscher bei mehr als 8000 der Probanden die Entwicklung neurodegenerativer Erkrankungen fest. Den größten Anteil machten dabei Alzheimer-Diagnosen aus. Es waren aber auch Formen von Demenz und Parkinson-Erkrankungen dabei. Interessant: Die Daten zeigten je nach Körperzusammensetzung der Probanden wesentliche Unterschiede hinsichtlich der Erkrankungsrate.

Bei der Analyse erwies sich Fett nicht per se als unbedingt problematisch. Immerhin konnten die Forscher auf Basis der ihnen vorliegenden Daten gar gesundheitliche Vorteile von Fettspeicherungen feststellen – und zwar dann, wenn diese sich auf den Bereich der Hüften und Oberschenkel konzentrierten. An diesen Stellen offenbar schützte Fett vor „ektopischer Fettablagerung in lebenswichtigen Organen“ wie beispielsweise in den Muskeln. Probanden, auf die entsprechende Merkmale zutrafen, hatten laut der Untersuchung eine bessere Insulinsensitivität und dazu niedrigere Entzündungswerte.

Mehr Bauch- und Armfett, höhere Wahrscheinlichkeit für Alzheimer

Auf der anderen Seite erkrankten der Dokumentation zufolge Männer, wenn sie über einen hohen Fettanteil in der Bauchregion verfügten, fast doppelt so häufig wie solche mit einem niedrigen Bauchfettanteil. Ein sehr ähnliches Bild zeigte sich bei den separat betrachteten weiblichen Studienteilnehmern. Und: bei Personen mit „armdominanter Fettverteilung“, also mit größeren Fettdepots im Bereich der Arme, kurz Armfett. In Zahlen ausgedrückt, lag den Daten zufolge bei Probanden mit viel Bauchfett das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen um rund 13 Prozent höher als bei solchen mit wenig Bauchfett. Armfett erhöhte demnach die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an Alzheimer oder Parkinson um gar 18 Prozent.

Wie man gegen Armfett tun kann, lesen Sie bei unseren Kollegen von STYLEBOOK.

Muskelkraft zeigte gesundheitsförderlichen Effekt

Einen gesundheitsförderlichen Effekt dagegen zeigte in der Untersuchung das Vorhandensein von Muskeln. Die Muskelkraft hatten die Forscher bei den Eingangsuntersuchungen mithilfe von Greifkrafttests ermittelt. Bei den Studienteilnehmern, die hier gute Ergebnisse erzielt hatten, lag das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer um durchschnittlich 26 Prozent niedriger als bei solchen mit weniger Greifkraft.

Mögliche Bedeutung der Studie und Einschränkungen

Die Forscher sind von der Bedeutung ihre Studienergebnisse zwar grundsätzlich überzeugt. Diese zeigten, dass gezielte Maßnahmen zur Veränderung der Körperzusammensetzung eher dem Schutz vor einem neurodegenerativen Verfall dienen könnten als eine allgemeine Gewichtsreduktion. Konkret sei eine Verringerung von Fettansammlungen im Rumpf sowie von Armfett und daneben gezielter Muskelaufbau effektiver für die Erkrankungsprävention.

Doch auch auf gewisse Einschränkungen weisen die Autoren hin. So habe es sich bei den Studienteilnehmern im Wesentlichen um weiße, im Vereinigten Königreich wohnhafte Personen gehandelt. Das könnte die Übertragbarkeit der Funde auf andere Bevölkerungsgruppen einschränken. Zudem wurden die angeführten Messungen und körperlichen Tests der Probanden nur einmalig vorgenommen. Möglich also, dass sich an ihren körperlichen Konstitutionen im Verlauf der Jahre etwas verändert hat. Zuletzt ist nicht auszuschließen, dass die Probanden – über (nicht) vorhandenes Bauch- und Armfett hinaus – weitere, nicht in der Studie berücksichtigte Risikofaktoren aufwiesen, die ihr Erkrankungsrisiko erhöht haben könnten.

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