STUDIE ZUR LEBENSERWARTUNG - FORSCHER NENNEN IHN „ALTERSUHR“: NEUER BLUTTEST SAGT VORAUS, WIE LANGE SIE LEBEN

Sie liegen uns im Blut: Eiweiße. Ihre Besonderheiten geben Aufschluss über das Leben und Sterben. Das zeigen Forscher einer „Nature“-Studie. Die sogenannte „Altersuhr“ lässt abschätzen, wann ein Mensch stirbt, und identifiziert 18 Krankheitsrisiken.

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Wie lange lebe ich noch? Wie lange lebe ich gesund? Das sind Fragen, die oft gar nicht mit dem tatsächlichen Alter zusammenhängen. Vielmehr ist hier das biologische Alter entscheidend. Forscher haben dafür nun einen Bluttest entwickelt. Dieser soll die Lebenserwartung eines Menschen vorhersagen. Sie nennen das Verfahren „Altersuhr“.

Das steckt hinter der „Altersuhr“

Der Bluttest heißt auch „Proteinuhr“. Denn er basiert auf sogenannter proteomischer Analyse. Das Proteom umfasst die Gesamtheit der Eiweiße (Proteine) – in diesem Fall im Blut. Viele Proteine dienen als Altersmarker oder zeigen auf, wie schnell oder langsam Entzündungs- oder Verfallsprozesse im Körper ablaufen. Mit der „Proteinuhr“ der Forscher lässt sich das Risiko für 18 chronische Krankheiten voraussehen – und ausrechnen, wie lange jemand höchstwahrscheinlich leben wird.

„Wir haben eine proteomische Altersuhr entwickelt, die mit fast allen wichtigen chronischen Krankheiten, Multimorbidität, Mortalität und Alterungsbiomarkern (z. B. Telomeren) in Zusammenhang steht“, schreibt Austin Argentieri, Forscher für Bevölkerungsgesundheit am Massachusetts General Hospital in Boston und Leiter des Projekts, auf X (vormals Twitter).

Im Bericht des Fachmagazins „ Nature “ erläutert der Forscher, dass es sich um einen Test zur Lebenserwartung einer Person handle – falls sie nichts gegen ihre Risiken tut, also gegebenenfalls vorliegende chronische Krankheiten nicht behandelt.

„Letztendlich wird der Wunsch, länger zu leben, darauf hinauslaufen, chronischen Krankheiten vorzubeugen“, erklärt Argentieri. Die Uhr funktionierte für Menschen unterschiedlicher Herkunft.

Bluttest identifiziert 18 Krankheitsrisiken

Die US-Forscher arbeiteten mit Daten von 45.441 Personen aus der UK Biobank. Die Wissenschaftler konnten mit ihrem Verfahren das biologische Alter recht genau vorhersagen. Sie überprüften die Methode mit Blutproben aus finnischen und chinesischen Datenbanken – mit ähnlichem Erfolg.

Die „Altersuhr“ basiert auf 204 Eiweißen (Proteinen) im Blut. Wie kamen die Forscher auf die 204 Proteine? Sie starteten zunächst mit mehr als 2000 verschiedenen Eiweißen und untersuchten, wie nützlich sie zur Vorhersage der Erkrankungen und Sterberate schwerer Krankheiten sind.

„Wir identifizierten 204 Proteine, die das chronologische Alter genau vorhersagen“, schreiben die Studien-Autoren im Fachmagazin „ Nature Medicine “. Und sie fanden heraus, dass die proteomische Alterung mit dem Auftreten von 18 schweren chronischen Krankheiten (einschließlich Erkrankungen des Herzens, der Leber, der Niere und der Lunge, Diabetes, neurologischer Verfall und Krebs) zusammenhängt, ebenso wie mit vorzeitigem Tod.

„Altersuhr“ von 200 auf 20 Proteine reduziert

Als Prognose-Proteine dienten beispielsweise Elastin und Kollagen. Sie hängen stark mit altersbedingtem Verfall von Zellstrukturen zusammen. Das Bild ergänzten Eiweiße, die an Entzündungsprozessen und neuronalen Strukturen, am Immunsystem und der Hormonsteuerung beteiligt sind.

Das Team reduzierte die „Altersuhr“ anschließend auf nur 20 Proteine. Dies erwies sich als beinahe genauso treffsicher. „Sowohl die 204-Protein- als auch die 20-Protein-Uhr waren mit dem zukünftigen Sterblichkeitsrisiko und 18 schweren chronischen Krankheiten über einen Zeitraum von 10 bis 15 Jahren verbunden“, erläuterte Argentieri. Das galt selbst nachdem sie Alter, Geschlecht, Rauchen, körperliche Aktivität, Soziodemografie, BMI und vorhandene Hypertonie (Bluthochdruck) in den Berechnungen berücksichtigt hatten. Dieser verkleinerte Test könnte dann künftig in Arztpraxen genutzt werden.

Wozu nützt der Bluttest zur Lebenserwartung?

Sollte der Bluttest dann seinen Weg in den Alltag finden – was haben die Menschen davon? Wer sein Risiko kennt, kann frühzeitig gegensteuern. Denn viele der Faktoren, die Demenz oder Herzerkrankungen begünstigen, lassen sich beeinflussen.

Argentieri schreibt dazu: „Wir glauben, dass unsere Arbeit den Weg für neue strategische Ansätze in der Präventivmedizin ebnet. Mit Hilfe der proteomischen Alterung lässt sich das zukünftige Risiko vieler schwerer chronischer Krankheiten gleichzeitig erkennen und überwachen.“

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