„SCHIEN VOR ALLEN TODESURSACHEN ZU SCHüTZEN“ - HARVARD-FORSCHER FINDEN NEUEN FAKTOR FüR EIN LANGES LEBEN

Die Gene, ein gesunder Lebensstil, Bewegung – all das hat positive Effekte auf die Gesundheit und die Langlebigkeit. Nun aber haben Harvard-Forscher einen ganz anderen Faktor gefunden, der unser Leben offenbar deutlich verlängern kann.

Lange leben und dabei möglichst gesund bleiben ist ein Wunsch, den sich viele Menschen teilen. Dass dabei neben den Genen vor allem Lebensstilfaktoren wie gesunde Ernährung, viel Bewegung und ein gutes soziales Netzwerk eine Rolle spielen, ist mittlerweile bekannt. Nun haben Forscher der Harvard T.H. Chan School of Public Health erstmalig auch den Zusammenhang zwischen einem langen Leben und dem Faktor Dankbarkeit untersucht. Die Abhandlung wurde im Fachmagazin „ Jama Psychiatry “ veröffentlicht.

Faktor Dankbarkeit verringert Sterberisiko um 9 Prozent

Für die Studie nutzten die Forscher die Daten der Nurses Health Study (Studie mit Krankenschwestern) mit insgesamt 49.275 Probandinnen. Ihr Durchschnittsalter lag bei 79 Jahren. 2016 füllten die Teilnehmerinnen Fragebögen zum Thema Dankbarkeit aus. Dabei konnten sie Punkte vergeben, um bestimmten Aussagen zuzustimmen oder diese abzulehnen, etwa:

  • Ich habe im Leben sehr viel, wofür ich dankbar bin.
  • Wenn ich alles auflisten müsste, wofür ich dankbar bin, wäre die Liste sehr lang.

2019 erfolgte eine zweite Untersuchung, zu diesem Zeitpunkt waren bereits 4608 Teilnehmerinnen verstorben – am häufigsten an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Anhand der erhobenen Daten konnten die Wissenschaftler ermitteln, dass diejenigen, die beim Faktor Dankbarkeit im oberen Bereich lagen, in den nächsten vier Jahren ein um

  • 9 Prozent

geringeres Risiko hatten zu versterben – im Vergleich zu den Teilnehmerinnen, die nur wenig Dankbarkeit in ihrem Leben verspürten. „Dankbarkeit schien vor allen Todesursachen zu schützen – am häufigsten aber vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung der Universität.

Dankbarkeit kann sich positiv auf die Lebenserwartung älterer Menschen auswirken

„Frühere Studien haben einen Zusammenhang zwischen Dankbarkeit und einem geringeren Risiko für psychische Belastungen sowie einem größeren emotionalen und sozialen Wohlbefinden gezeigt. Der Zusammenhang mit der körperlichen Gesundheit ist jedoch noch weniger bekannt“, sagte die Hauptautorin Ying Chen. „Unsere Studie liefert den ersten empirischen Beweis zu diesem Thema und legt nahe, dass das Erleben von Dankbarkeit die Lebenserwartung älterer Menschen erhöhen kann“, so die Forscherin weiter.

Diese positiven Effekte hat Dankbarkeit im Alltag

Dankbarkeit ist also ein mächtiges Tool, das sich positiv auf unser Wohlbefinden und somit auch unsere Lebenserwartung auswirkt. Wie die Psychologin und FOCUS-online-Expertin Ilona Bürgel ausführt, sei Dankbarkeit das Bewusstsein dafür, wie gut es das Leben mit uns meint und ein Gefühl, was klar im Herzen zu lokalisieren sei. So ließen sich nach dem Dankbarkeitsforscher Robert Emmons neun nachweisbare Effekte von Dankbarkeit im Alltag ermitteln:

1. Dankbarkeit ist eine Orientierung auf das Gute im Leben

Egal, wie viele Schwierigkeiten wir gerade erleben, wir sehen die vielen Hilfen, das Schöne und Angenehme im Leben.

2. Dankbarkeit verbessert soziale Beziehungen

Weil wir erkennen, wie gut es andere Menschen mit uns meinen.

3. Wir konzentrieren uns auf die Gegenwart Das Gehirn braucht Abwechslung und passt sich ganz schnell an Umstände an. Deshalb nehmen wir die angenehmen Dinge des Lebens viel zu schnell als selbstverständlich hin.

4. Dankbarkeit verhindert negative Gefühle

Wir können nicht gleichzeitig ärgerlich oder neidisch und dankbar sein.

5. Wir werden stressresistenter

Dankbarkeit ermöglicht es uns, schwierige Situationen in einen größeren Rahmen einzuordnen und damit zu relativieren. Dadurch können wir uns auch schnell erholen.

6. Der steigt

Wenn wir wahrnehmen, dass andere Menschen uns Gutes tun, heißt das ja, dass sie in uns investieren. So kann sich auch das eigene Gefühl entwickeln, das Gute wert zu sein.

7. Der Gesundheitsgewinn

Dankbarkeit stärkt das Immunsystem, wir nehmen Schmerzen weniger stark wahr, der Blutdruck sinkt und der Schlaf verbessert sich.

8. Gutes zieht Gutes an

Der dankbare Blick auf die guten Seiten des Lebens führt dazu, dass wir immer mehr davon wahrnehmen und so unser Wohlbefinden immer weiter steigern.

9. Dankbare Menschen sind hilfreiche Menschen

Denn die Freude über das, was uns Gutes widerfährt, erhöht die Bereitschaft, selbst Gutes zu tun.

Fünf einfache Übungen, um Dankbarkeit zu trainieren

Doch Dankbarkeit ist kein selbstverständlicher Zustand, da sich das Gehirn nur allzu gerne an Problemen orientiert. Für Dankbarkeit müsse man sich Zeit nehmen und sich konzentrieren, sagt Bürgel. In Anlehnung an Rhonda Byrne und die  Positive Psychologie  empfiehlt sie daher einige bewährte und leichte Übungen:

1. Das tägliche Dankbarkeitstagebuch

Notieren Sie täglich abends drei Dinge, für die Sie heute dankbar sind und warum.

2. Das morgendliche Dankbarkeitsritual

Beginnen Sie den Morgen damit darüber nachzudenken, wofür Sie heute dankbar sind.

3. 100 Schritte der Dankbarkeit

Sagen Sie immer wieder 100 Schritte lang „Danke“.

4. Dankbarkeit für das, was wir geben dürfen

Sehen Sie, was Sie lernen, oder wie viel Freude Sie gewinnen, indem Sie für andere da sein können.

5. Feiern Sie das gute Leben

Feiern Sie auch kleine Begebenheiten, für die Sie dankbar sind, so verstärken Sie die Wirkung.

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