METHODEN, UM NACH DER DIäT SEIN GEWICHT ZU HALTEN

Oft ist es so, dass übergewichtige Menschen jahrelang damit kämpfen, Gewicht verlieren zu wollen. Das Problem: Selbst wenn eine Diät erfolgreich war, ist es schwierig, das erreichte Gewicht zu halten. Eine dänische Studie untersuchte vier verschiedene Behandlungsansätze zur dauerhaften Gewichtsreduktion: Appetithemmer ohne Training, mit Training – sowie ein Placebo mit und ohne Training.

Diäten sind ein boomendes Geschäft und spielen mit der Verzweiflung und Hoffnung von Übergewichtigen. Jedoch setzen die meisten Diäten auf eine radikale Kalorienreduktion. Wenig verwunderlich führt das bei nahezu jedem Menschen für einen schnell sichtbaren Erfolg. Doch es ist weder gesund noch machbar, sich ein Leben lang stark kalorienreduziert und einseitig zu ernähren. Und so ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis man in alte Essgewohnheiten zurückfällt.

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Was untersuchte die Studie?

Problematisch bei einer einseitigen und kalorienreduzierenden Ernährungsform ist der Körper. Dabei will der ausgehungerte Körper Energie in Form von Fett speichern und schüttet verstärkt appetitanregende Hormone aus. Dieser Mechanismus führt wiederum dazu, dass mehr Fettpolster gebildet werden: Man ist gefangen in einem Teufelskreis, der auch als sogenannter „Jo-Jo-Effekt“ bezeichnet wird.

Die große Frage ist: Mit welcher Strategie lässt er sich durchbrechen und nachhaltig ausschalten? Forscher aus Dänemark sind ihr nachgegangen und haben vier verschiedene Behandlungsansätze zur dauerhaften Gewichtsreduktion untersucht. Ihre Ergebnisse wurden im Jahr 2021 im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.1

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So lief die Studie ab

Studie: Übergewichtige verloren zunächst 13 Kilogramm Gewicht – dann sollten sie ihr Gewicht halten

Für ihre Studie setzten Forscher der Universität Kopenhagen und Mediziner des Hvidovre Hospital insgesamt 215 krankhaft übergewichtige erwachsene Patienten der genannten Klinik zwischen 18 und 65 Jahren auf Diät. Alle Probanden hatten einen BMI zwischen 32 und 43, sie waren also zu Beginn der Studie adipös. Ab einem BMI von 30 spricht man von Adipositas Grad I, ab einem BMI von 35 von Adipositas Grad II – welche ein ernsthaftes Risiko für weitere Erkrankungen darstellen. Zudem stellte Diabetes (Typ 1 oder Typ 2) ein wichtiges Ausschlusskriterium dar.

Diese Diät wurde durchgeführt

Die Diät bestand darin, acht Wochen lang täglich nur 800 Kalorien zu sich zu nehmen. 195 Studienteilnehmer verloren in den acht Wochen im Schnitt 13,1 Kilogramm. Zugleich verbesserten sich ihre Gesundheitswerte nach der Diät: Sowohl der Blutzuckerspiegel als auch der Blutdruck waren niedriger. Jede dieser 195 Personen wurde nun einer von vier Behandlungsstrategien zugewiesen, wobei die Zuweisung zufällig erfolgte. Diese jeweilige Strategie sollte ein Jahr lang befolgt werden.

Probanden erhielten 1 Jahr lang Appetithemmer oder Placebo – mit und ohne Trainingsprogramm

  • Gruppe 1 erhielt ein Placebo-Medikament, aber kein Trainingsprogramm
  • Gruppe 2 bekam ebenfalls ein Placebo-Medikament; zusätzlich aber ein Trainingsprogramm, in dessen Rahmen pro Woche mindestens 150 Minuten moderates Training und/oder 75 Minuten intensives Training absolviert werden sollte
  • Gruppe 3 erhielt täglich eine Dosis von drei Milligramm Liraglutid; unterdrückt das Hungergefühl; diese Gruppe bekam kein Trainingsprogramm
  • Gruppe 4 bekam täglich drei Milligramm Liraglutid und zudem dasselbe Trainingsprogramm wie Gruppe 2 – die Teilnehmer sollten also pro Woche mindestens 150 Minuten moderat oder 75 Minuten intensiv trainieren

Appetithemmer Liraglutid und Semaglutid: Beide Medikamente sind GLP-1-Rezeptor-Agonisten, die den Blutzucker senken und das Hungergefühl reduzieren. Sie werden meist zur Therapie von Diabetes mellitus Typ 2 sowie zur Gewichtsreduktion bei starkem Übergewicht verwendet. Die weitaus größere Karriere gemacht hat allerdings Semaglutid. Das liegt u. a. an den Ergebnissen einer internationalen Studie, die 2022 die Wirksamkeit beider Medikamente bei Diabetes-Patienten untersucht hat.2 Heraus kam: Semaglutid ist effektiver (Senkung des Langzeitblutzuckerwerts sowie des Gewichts) – trägt aber häufiger zu Nebenwirkungen bei.

Alle Studienteilnehmer erhielten zu Beginn des Jahres eine Ernährungsberatung gemäß den Richtlinien der dänischen Gesundheitsbehörde. Das Gewicht aller Studienteilnehmer wurde dann monatlich protokolliert. Welches Bild zeichnete sich nach einem Jahr? Welche Gruppe konnte ihren Gewichtsverlust „verteidigen“?

Das ergab die Studie

Zunächst das wenig überraschende Ergebnis: Alle aktiven Behandlungsstrategien führten zu einem größeren Gewichtsverlust als das Placebo. Der Großteil des Gewichtsverlusts war jedoch nicht auf Liraglutid, sondern auf das regelmäßige Training zurückzuführen.

Der Unterschied von „kein Training“ zu „Training“ betrug unter Liraglutid minus 5,4 Kilogramm Körpergewicht. Nicht nur halten, sondern reduzieren konnten ihr Gewicht alle Gruppen bis auf Gruppe 1 (kein Training und Placebo). Diese Gruppe nahm sogar im Vergleich zum Ausgangswert von vor einem Jahr zu.

Erfolgreichste Strategie führte zu weiteren minus 9,5 Kilogramm

Das heißt: Waren es nach der Diät 13 Kilogramm weniger, kamen nach einem Jahr folgende Gewichtsverluste hinzu:

  • Gruppe 1 (kein Training und Placebo): Gewichtszunahme von durchschnittlich 6,1 Kilogramm
  • Gruppe 2 (Training und Placebo): 4,1 Kilogramm Gewichtsverlust
  • Gruppe 3: (Liraglutid ohne Training): 6,8 Kilogramm Gewichtsverlust
  • Gruppe 4: (Liraglutid und Training): 9,5 Kilogramm Gewichtsverlust

Körfettanteil, Muskulatur und Gallensteine

Die Kombinationsstrategie (Liraglutid und Training) verringerte den Körperfettanteil bei Erhalt der Muskelmasse um 3,9 Prozentpunkte, was ungefähr doppelt so viel war wie in der Trainingsgruppe. Außerdem war nur die Kombinationsstrategie mit Verbesserungen des Glykohämoglobinspiegels, der Insulinempfindlichkeit und der kardiorespiratorischen Fitness verbunden. Also der Fähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems und des Atmungssystems, der Muskulatur ausreichend Sauerstoff zur Verfügung zu stellen. In der reinen Liraglutid-Gruppe (kein Training) wurden häufiger als in der Kombinationsgruppe eine erhöhte Herzfrequenz sowie Gallensteine beobachtet.

„Es ist eine tolle Nachricht, dass eine signifikante Gewichtsabnahme durch etwa 150 Minuten Bewegung pro Woche aufrechterhalten werden kann, wenn sie hauptsächlich bei hoher Intensität – zum Beispiel beim Radfahren – ausgeführt wird“, sagt Professor Signe Torekov, der die Studie leitete. Durch die Kombination von Bewegung mit einem Appetithemmer sei der Effekt sogar doppelt so stark im Vergleich zu einer Einzelbehandlung mit Training oder Medikament, ergänzt der Wissenschaftler.

Wie viele Minuten Sport reichen pro Woche aus, um sein Gewicht zu halten?

150 Minuten moderaten bis intensiven Sport

Es gibt gleich mehrere gute Nachrichten für Menschen, die nach einer Diät ihr Gewicht halten möchten. Der erste wichtige Faktor ist: Bewegung. Wer mindestens 150 Minuten moderaten bis intensiven Sport pro Woche treibt, der hat eine gute Chance, sein Gewicht zu halten oder den Gewichtsverlust weiter voranzutreiben – dann kommt es allerdings sehr auf die Ernährung an. Und: Es ist wichtig, einen Trainingsplan zu haben und sich daranzuhalten. Dabei sollte man auch professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen, um seine Motivation nicht zu verlieren.

Nutzung des Appetithemmers, aber nur unter ärztlicher Aufsicht!

Was die Studie aber auch sagt: Man kann sein Gewicht auch halten, wenn man – immer unter ärztlicher Aufsicht – einen sogenannten Appetithemmer injiziert. Weil diese Medikamente als reine Adipositastherapie teuer sind und aus eigener Tasche bezahlt werden müssen – die Kasse übernimmt diese nur zur Behandlung von Diabetes – steht man irgendwann vor der Frage, wie lange man (noch) weitermachen will oder kann mit dieser Therapie. In Deutschland kostet eine Jahresversorgung mit Ozempic oder Wegovy (Wirkstoff: Semaglutid), wenn es rein zum Abnehmen verschrieben wird, zwischen 1100 und 2000 Euro. Zu Ende gedacht, kommt jeder Normalverdiener also einmal an einen kritischen Punkt.

Warum es kurzsichtig ist, nur auf die Abnehmspritze zu setzen

An diesem Punkt sind Personen, die nicht gelernt haben, ihren Lebensstil zu verändern, klar im Nachteil. Das zeigt eine kontrollierte Studie mit übergewichtigen und adipösen Menschen ohne Diabetes, die sich 68 Wochen lang Semaglutid gespritzt hatten bei einer gleichzeitigen reduzierten Kalorienzufuhr auf etwa 1200 Kilokalorien pro Tag und einer sportlichen Aktivität von 150 Minuten pro Woche. 68 Wochen danach hatten diese Patienten rund 15 Prozent ihres Körpergewichts verloren. Dann wurde die Therapie abrupt abgesetzt. Und ein weiteres Jahr später untersuchte man die Personen noch einmal. Ein Jahr nach dem erfolgreichen Gewichtsverlust – und nach Absetzen der Spritze – hatte ein Großteil der Probanden das Ausgangsgewicht wieder erreicht. Im Schnitt hatten sie zwei Drittel des verlorenen Gewichts wieder zugenommen.3

Einer ähnlichen Annahme ist auch Prof. Dr. Norbert Stefan, der an der Universität Tübingen zu GLP-1-Therapien forscht. Die genauen Gründe, weshalb man nach dem Absetzen der Spritze wieder sein Ausgangsgewicht erreicht, erklärt er im Gespräch mit FITBOOK.

Sport sollte in die Abnehm-Strategie implementiert werden

Was die Studie aber auch gezeigt hat: um bestmöglich sein Gewicht zu halten, ist es wichtig von Anfang an Sport in seinen Abnehmplan mit aufzunehmen – So hat man meistens schon die bessere Ausgangslage.

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