FAKTENCHECK: WIE GESUNDHEITSSCHäDLICH SIND PET-FLASCHEN WIRKLICH?

Eigentlich wollten wir nur Mineralwasser trinken. Doch seit Jahren hören und lesen wir von Bisphenol A, Phthalaten, Acetaldehyd. Was ist denn nun drin, und wie schädlich ist es? Ein Faktencheck

Bisphenol A, Phthalate, Acetaldehyd: Wer Mineralwasser aus rücken- und klimaschonenden PET-Mehrwegflaschen trinkt, nimmt möglicherweise unbeabsichtigt Stoffe zu sich, die der Gesundheit schaden. Aber was ist dran an den Warnungen, die immer wieder zu hören sind?

Getränkeflaschen aus PET (die Abkürzung steht für "Polyethylenterephthalat") sind meist auf dem Aufdruck "PET" oder durch ein dreieckiges Pfeilsymbol mit einer "1" zu erkennen. Auf die Frage, ob aus solchen Flaschen gesundheitsschädliche Substanzen in die Getränke übergehen, antwortet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR):

Milch hormonell 10.000-mal wirksamer als in Mineralwässern gefundene Substanzen

Es sei in einigen Studien eine "östrogene Aktivität" nachgewiesen worden. Allerdings sei die Aktivität rund 10.000-fach geringer gewesen als die natürliche östrogene Aktivität von Milch, Bier oder Rotwein. Im Vergleich zwischen Mineralwässern aus PET- und Glasflaschen zeigten sich keine Unterschiede.

Als Quelle für die "östrogene Wirksamkeit" von manchen Mineralwässern kommen laut BfR Antimonverbindungen in Frage, die bei der Herstellung von PET verwendet werden. Antimon habe allerdings nur eine "sehr geringe" Wirksamkeit. Wie so oft, macht auch hier die Menge das Gift: Zwar konnten in manchen Mineralwässern Konzentrationen von bis zu zwei Mikrogramm Antimon pro Liter nachgewiesen werden. Der EU-Grenzwert liegt allerdings bei der zwanzigfachen Menge pro Lebensmittel.

Ebenfalls bei der Herstellung von PET-Flaschen kann Acetaldehyd entstehen – ein Stoff, von dem laut EU-Verordnung nicht mehr als sechs Milligramm auf ein Kilogramm Lebensmittel übergehen dürfen. Ein Wert, der kaum erreicht werden dürfte. Denn der Stoff ist schon bei einem Hundertstel dieser Menge deutlich riech- und schmeckbar. Zumal in Mineralwasser ohne Zucker und Aromen.

Bleibt die Frage nach Phthalaten, so genannten Weichmachern, und dem hormonell wirksamen Bisphenol A. Sie ist laut BfR leicht zu beantworten: Sie werden bei der Herstellung von PET-Flaschen gar nicht eingesetzt.

Auch wenn "Phthalat" und "Polyethylenterephthalat" ein bisschen ähnlich klingen: In PET-Flaschen finden Phthalate keine Verwendung; sie würden nur die Stabilität der Flasche beeinträchtigen.

Allerdings: Insbesondere bei recycelten PET-Flaschen – die als besonders klimafreundlich gelten – seien "in einigen Fällen geringe Mengen" an Bisphenol A als Verunreinigung nachgewiesen worden. Nach Einschätzung des BfR unterschreiten die abgegebenen Mengen den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Lebensmittel aber "sehr deutlich und stellen nach derzeitigem Stand des Wissens kein Gesundheitsrisiko dar."

Wie gefährlich ist Bisphenol A?

Allerdings gibt es bei der Bewertung der Gesundheitsschädlichkeit von Bisphenol A auch unter Fachleuten unterschiedliche Meinungen. Für Aufregung sorgte im Jahr 2023 ein Schritt der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Nach einer neuen Bewertung des Gesundheitsrisikos senkte sie den Wert für die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (Tolerable Daily Intake, TDI) um das 20.000-Fache, auf 0,2 Nanogramm täglich pro Kilogramm Körpergewicht. Das BfR, die maßgebliche deutsche Behörde, geht da nicht mit. Nach einer eigenen Bewertung kommt das Institut zu einem TDI-Wert von 0,2 Mikrogramm täglich pro Kilogramm Körpergewicht. Das entspricht dem Tausendfachen des neuen EFSA-Wertes. Die Experten des BfR bemängeln an der EFSA-Entscheidung, dass belastbare Schätzungen fehlen, wie viel Bisphenol A Menschen in Deutschland und Europa täglich aufnehmen.

Soviel ist allerdings schon bekannt: Die wichtigste Quelle für die Aufnahme von Bisphenol A ist, nach dem Inhalt von Konservendosen: Fleisch.

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