DEMENZ: NEHMEN BETROFFENE SELBST WAHR, DASS SIE DEMENT SIND?

Neurodegenerative Erkrankungen

Demenz: Nehmen Betroffene selbst wahr, dass sie dement sind?

Der Verfall kognitiver Fähigkeiten tritt bei Demenz schleichend ein. Zu Beginn der Erkrankung nehmen Betroffene Ausfälle und Veränderungen bewusst wahr.

Erkrankt ein Mensch an Demenz, kann dies sowohl für seine Angehörigen als auch für ihn selbst verstörend sein. Der Betroffene erlebt sein eigenes Verhalten und die Welt um ihn herum zunehmend anders als alle anderen. So wird auch irgendwann die Verständigung mit seinen Mitmenschen unmöglich – beide leben nun in zwei unterschiedlichen Welten. Der Umgang mit Demenzkranken kann leichter fallen, wenn Pflegende und Angehörige liebevoll auf sie eingehen und sich vor allem mit ihren Wahrnehmungen befassen. Dafür ist es wichtig, zu wissen, wie sich die Patienten fühlen und wie viel sie selbst von dem schleichenden Prozess und fortschreitenden Krankheitsverlauf mitbekommen.

Wie fühlen sich Menschen mit Demenz?

Für Demenzpatienten ist ihre eigene Erkrankung laut demenz-portal.at häufig stark verunsichernd. Denn ihre Welt wird immer mehr von allen Zusammenhängen und Beziehungspunkten, die bislang Orientierung und Sicherheit geboten haben, befreit. So werden sowohl das eigene Erleben als auch die unverständlichen Reaktionen darauf vermehrt zu einem einzigen Chaos, aus dem es für die Patienten kein Entrinnen gibt. Da der Verfall der kognitiven Fähigkeiten schleichend eintritt, erleben Demenzkranke zu Beginn der Erkrankung ihre geistigen und körperlichen Fehlleistungen bewusst. Dies kann für sie frustrierend sein. Meist leugnen sie selbst und auch die Angehörigen erste Anzeichen und Ausfälle, obwohl auch den Betroffenen bewusst ist, dass etwas nicht stimmt. Neben Frustration sind deshalb Angst, Verwirrung, Aggression und Depressionen typische Reaktionen.

Meist fühlen sich die Betroffenen den rätselhaften und unheimlichen Vorkommnissen schutzlos und hilflos ausgeliefert. Zudem verlieren sie zunehmend ihr gutes Gedächntnis, ihre Urteilskraft, Konzentrationsfähigkeit und motorische Kompetenzen. Dabei können sie ihr zunehmendes Versagen bald nicht mehr verstehen oder es kompensieren. Dies hat Folgen für das eigene Selbstwertgefühl: Wer normale und gewohnte Alltagstätigkeiten nicht mehr ausführen kann, erlebt eine Art Kontrollverlust, der wiederum Scham und Versagensangst auslösen kann. Da der zunehmende Verlust von kommunikativen Fähigkeiten eigene Bedürfnisse und soziale Beziehungen betrifft, ziehen sich Betroffene häufig zurück. Auch Hilfe lehnen sie meist ab.

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Umgang mit Demenzkranken: Es hilft Angehörigen, sich mit den Wahrnehmungen zu befassen

Um selbst einmal erleben zu können, wie Demenzkranke sich fühlen, gibt es inzwischen spezielle Forschungsprojekte, zum Beispiel der Universität für angewandte Kunst in Wien. Professorin Ruth Mateus-Berr entwickelte laut scilog – Das Magazin des Wissenschaftsfonds FWF in den vergangenen Jahren mit ihrem Team künstlerische Innovationen, um andere Menschen an das Thema heranzuführen. Mithilfe eines Audiofiles erteilten sie Hörern beispielsweise eine Fülle an Informationen und Aufträgen, um Verwirrung auszulösen. Bei einem anderen Kunstprojekt konnten sich Teilnehmende einen riesigen Taucherhelm über den Kopf stülpen, um so das Erleben Demenzkranker nachempfinden zu können. Ist es Angehörigen und Verwandten möglich, sich besser in das Erleben Betroffener hineinzufühlen, können sie meist angemessener auf sie reagieren.

Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion leider nicht beantwortet werden.

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